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Drei Kompositionsaufträge

Berliner Festspiele / Festival MaerzMusik (DE)

BETRACHTUNGEN ÜBER DAS RADIKAL ANDERE ist ein zweijähriges interdisziplinäres Projekt, das die Geschichte der polnisch-amerikanischen Komponistin, Erfinderin, Dichterin, Lehrerin und Philosophin Lucia Dlugoszewski (1931-2000) erzählt. Es geht um Kontemplationen und Spekulationen, aber auch um radikale Umwälzungen. Im Laufe ihrer Karriere und ihres Lebens erfand Dlugoszewski über 100 Instrumente, sie schrieb Gedichte und Prosatexte, und ihr Werk umfasst nicht nur Partituren, sondern auch grafische Notationen und Gemälde. Sie komponierte Werke für Ensembles, für Orchester und Tanzmusik, war eines der wichtigsten Mitglieder der Tanzkompanie Erick Hawkins Dance Company (New York). Sie studierte Komposition bei Edgard Varèse, kurzzeitig bei John Cage, und Klavier bei Grete Sultan. Dlugoszewski war auch eine der Vorreiterinnen der Arbeit mit präpariertem Klavier und erfand das so genannte „Timbre- Piano“, kein eigenständiges Instrument, sondern ein Klavier mit festen und beweglichen Präparationen, Inside-Piano-Techniken, Resonanzen und Pedaltechniken. Dieses Projekt ist ein Paradigmenwechsel in Bezug darauf, wie Geschichte erzählt und gestaltet wird und wie wir uns darin neu orientieren können. Es ist ein Versuch, sich auf eine andere Art des Geschichtenerzählens einzulassen, um eine vergessene Erinnerung zu teilen und zu erleben. Es ist notwendig, sich die Zeit zu nehmen, um die Werke derjenigen wiederzubeleben, die aus dem Blickfeld geraten sind, deren Arbeit als nicht seriös genug verurteilt wurde, die im Schatten, in den Fußnoten und Anekdoten der Geschichte leben, und von zeitgenössischen Musikfestivals in der heutigen Zeit nicht programmiert werden.

Dafür lädt das Festival MaerzMusik Ensembles, Musiker*innen, Komponist*innen, Instrumentenbauer*innen und Musikwissenschaftler*innen zu einem erweiterten Forschungsprojekt ein, das das Werk von Dlugoszeweki durch eine Reihe von Konzerten, Workshops und Klanginstallationen neu beleuchtet. Ein besonders wichtiger Teil des Projekts sind drei Auftragskompositionen der jungen Komponist*innen Elena Rykova, Mazyar Kashian und Bethan Morgan-Williams, die in Zusammenarbeit mit dem Ensemble Musikfabrik entwickelt werden, um die Klangqualitäten von Dlugoszewskis nachgebauten Schlaginstrumenten zu erkunden, aber auch um sich von ihren Kompositionstechniken und Klangwelt inspirieren zu lassen. Die Komponist*innen wurden eingeladen, sich darauf zu beziehen, darauf zu reagieren und Werke zu schaffen, die quasi als generationenübergreifende klangliche und musikalische Konversation zwischen dem statischen Archiv der unerforschten Musik von Dlugoszewski und dessen Beziehung zu ihrer Musiksprache dienen. Die Komponistinnen Elena Rykova und Bethan Morgan Williams greifen auf die Klangwelt von Lucia Dlugoszewski zurück und konzentrieren sich auf die Verwendung von Instrumenten, die Dlugoszewski erfunden hat – das Timbre-Klavier und zahlreiche Schlagzeuginstrumente. Der Komponist Mazyar Kashian lässt sich von Dlugoszewskis Kompositionsstil inspirieren und arbeitet mit vier Blechblasinstrumenten an Kontrasten, zwischen Heterogenität und Einheit. Die drei Kompositionsaufträge an Elena Rykova, Mazyar Kashian und Bethan Morgan-Williams für MaerzMusik werden von der Ernst von Siemens Musikstiftung ermöglicht.

Weitere Informationen:
berlinerfestspiele.de

Termine

20. März 2024
Radialsystem Berlin
(UA Mazyar Kashian und Bethan Morgan-Williams)

24. März 2024
Haus der Berliner Festspiele
(UA Elena Rykova)