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Euch glücklich zu machen, seyd es

Stiftung Bundesjugendorchester, Berlin (DE)

Welches Potenzial liegt in Neuer Musik hinsichtlich der Erreichung neuer und im Besonderen junger Publikumsschichten? Wie kann ein Konzertprogramm gestaltet sein, das Hören bzw. Musikhören in seinen thematischen Mittelpunkt stellt und dabei auch das Nicht-Hören bzw. Hörschädigung in das Projekt inklusiv mit einbezieht? Wie können junge Menschen mit Hörschädigung in diesem Zusammenhang sinnvoll an der Präsentation des Konzertprogramms beteiligt werden? Was ist notwendig, um dies für alle Beteiligten zu einer positiven, bereichernden Erfahrung zu machen mit der Perspektive darauf Begeisterung gerade für Neue Musik zu steigern?

Auf Grundlage dieser Fragen haben Sönke Lentz, Orchesterdirektor des Bundejugendorchesters, der Dirigent und künstlerische Leiter des Projekts, Christoph Altstaedt und die Cellistin und Musikpädagogin Christine Löbbert, die eine mehrjährige Erfahrung als Lehrerin für Musikunterricht für Schüler*innen mit Hörschädigung hat, das Konzept für das Konzertprogramm Euch glücklich zu machen, seyd es erarbeitet, das von der Ernst von Siemens Musikstiftung ermöglicht wird. Im Mittelpunkt steht das Thema Hören und damit, was Musikhören und Musikmachen für alle Menschen bedeutet – eingeschlossen diejenigen, die mit einer Hörschädigung leben. Ein Leitgedanke war hierbei die weithin bekannte und tragische Geschichte Ludwig van Beethovens, der sich im Zuge seiner fortschreitenden Ertaubung als Musiker immer weiter sozial isoliert sah und dies eindrucksvoll in einem Brief, bekannt als das Heiligenstädter Testament, zum Ausdruck brachte. Der Projekttitel gibt ein Zitat aus diesem Zeitdokument wieder.

In diesem Sinne ist die Uraufführung der Komposition the weight of ash von Mark Barden als zentraler Fixpunkt des Projekts zu verstehen. Das Bundesjugendorchester hat es sich mit dem Ziel der Inklusion zur Aufgabe gemacht, junge Hörgeschädigte in die Aufführung von the weight of ash mit einzubeziehen. Dafür werden Schüler*innen des Internats des Bildungs- und Beratungszentrums für Hörgeschädigte Stegen an den gemeinsamen Proben und Aufführungen des Bundesjugendorchesters mitwirken. Die 2008 entstandene Komposition Testament von Brett Dean, die hauptsächlich aus der Auseinandersetzung des Komponisten mit Beethovens Heiligenstädter Testament entstanden ist, greift den Gedanken der Isolationsgefahr durch Hörschädigung programmatisch auf. Eine Lesung von Auszügen aus dem Heiligenstädter Testament und ihrer gleichzeitigen Darbietung in Gebärdensprache (unter Mitwirkung auch der Orchestermusiker*innen) im Konzert kontextualisieren dieses Werk.

Mit der Aufführung der Sinfonie Nr. 3, op. 55 Eroica werden die Konzertbesucher*innen direkt in die Zeit Beethovens geführt, dessen Komposition zeitgleich mit dem Verfassen des Heiligenstädter Testaments entstand. Die Sinfonie erklingt in Einzelsätzen unterbrochen von den Werken Bardens und Deans, wie auch durch performative und sprachliche Elemente. Eine Lichtregie unterstützt das Verständnis auf einer weiteren Ebene. Die konzertbegleitende Wanderausstellung Reise in die Welt der Stille der Wiener Initiative HANDS UP richtet sich in ihrem Vermittlungsaspekt an Menschen ohne Höreinschränkungen und lässt ihre Besucher*innen mit dem eigenen Körper spüren, wie es ist, nichts oder nur eingeschränkt zu hören und so Musik wahrzunehmen.

Weitere Informationen:
stiftung-bundesjugendorchester.de

Termine

11. April 2023
EurAka Probebühne, Baden-Baden

14. April 2023
Philharmonie, Köln

15. April 2023
Rudolf-Oetker-Halle, Bielefeld

17. April 2023
Philharmonie, Berlin

18. April 2023
Musik- und Kongresshalle, Lübeck