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Zeichnung eines Hahns

Herausgabe: „I don’t belong anywhere” – György Ligeti at 100

Centro Studi Opera Omnia Luigi Boccherini, Lucca (IT)

„Ich gehöre nirgendwo hin“, sagte György Ligeti einmal in einem Interview, um dann sofort hinzuzufügen: „Ich gehöre zur Intelligenz und zur Kultur Europas“. Ligeti war ein Komponist mit mehreren Identitäten: ein Ungar, der als Angehöriger einer Minderheit in Rumänien geboren wurde, ein Jude, der einer anderen Minderheit innerhalb dieser Minderheit angehörte und später einen österreichischen Pass erwarb, während er einen Großteil seiner Zeit in Deutschland verbrachte. 2023 jährt sich Ligetis Geburtstag zum hundertsten Mal. Auch nach seinem Tod im Jahr 2006 wird seine Musik regelmäßig aufgeführt. Es vergeht kaum ein Jahr, in dem nicht eine wissenschaftliche Konferenz zu Ligeti abgehalten wird. Anlässlich seines 100. Geburtstages veröffentlicht das Centro Studi Opera Omnia Luigi Boccherini das Buch „I don’t belong anywhere”György Ligeti at 100, das von der Ernst von Siemens Musikstiftung ermöglicht wird. Das Buch ist eine Bestandsaufnahme der Bedeutung dieses Komponisten in der zeitgenössischen Welt: Wo „gehört“ er heute hin? Wie haben sich unsere Ansichten über sein Werk und seine Position in der Musik- und Kulturgeschichte entwickelt? Was haben uns Ligeti und seine Musik in unserer post-postmodernen Zeit zu sagen? Warum faszinieren uns seine Werke immer noch so sehr, und hat sich unser Zugang zu ihnen in den letzten Jahrzehnten (insbesondere seit seinem Tod) verändert?

Das Buch ist in drei Abschnitte gegliedert: Der erste Teil, Ligetis Musik, beinhaltet Studien zu einzelnen Werken, wobei verschiedene methodische Ansätze zum Einsatz kommen. Der zweite Teil, Kontext und Rezeption, behandelt die Welt, in der Ligeti agierte und von der er beeinflusst wurde, sowie mit der Art und Weise, wie er seinerseits kulturelle Werke prägte. Der letzte Teil, Neue Quellen, befasst sich mit Quellenmaterial, das neu entdeckt wurde oder der Forschung bisher nicht zur Verfügung stand, sowie mit neuen Lesarten von bereits bekannten Texten und Partituren. 

György Ligeti verstand sich mehr als Mitglied der europäischen Intelligenz und Kultur denn als Mitglied eines bestimmten Landes. Können Ligeti und seine Musik in einer Zeit, in der das Konzept einer gemeinsamen europäischen Kultur bedroht zu sein scheint, zu einem besseren Verständnis unserer gemeinsamen Werte und Interessen beitragen, trotz aller Unterschiede zwischen Ost und West, Nord und Süd, Modernist_innen und Postmodernist_innen, Populist_innen und Intellektuellen?

Weitere Informationen:
luigiboccherini.org

Termine

Buchpräsentationen:

9. Dezember 2022
Centro Studi Opera Omnia Luigi Boccherini, Lucca

18. März 2023
University College Dublin

13. April 2023
Università degli Studi di Salerno