Direkt zum Inhalt

Ligeti – Raum – Interpretation

Staatliches Institut für Musikforschung, Berlin (DE)

Raum und Interpretation sind für die Musik von György Ligeti von weitreichender Bedeutung, und zwar sowohl als kompositorische wie als aufführungspraktische Kategorien. Den Raum gibt es als imaginären Klangraum und analytischen Tonraum, aber auch als realen Aufführungsraum. Ähnlich begegnet bei Ligeti die Interpretation – das Singen und Spielen – gleichsam als Material der Komposition wie als performative Realisierung von Werken. Die Musikwissenschaft hat sich bisher, darin weitgehend den theoretischen Überlegungen Ligetis folgend, vor allem mit dem Raum als imaginärem Klangraum und analytischem Tonraum beschäftigt sowie, wenn auch in geringerem Maße, mit Interpretation – mit Spielvorgängen – als Material der Komposition. Mit den performativen Anteilen der beiden Kategorien hat sie sich bislang kaum oder gar nicht auseinandergesetzt.

Diese sollen vor allem Gegenstand des internationalen, zweisprachig englisch-deutsch durchgeführten Symposiums Ligeti – Raum – Interpretation sein, das von der Ernst von Siemens Musikstiftung ermöglicht wird. Im Hinblick auf die Interpretation der Werke Ligetis bieten sich vier große Themenbereiche an:

Ligeti und seine Interpret*innen. Ligeti hat die Ausführung seiner Werke mit Argusaugen überwacht und konnte dabei, wie Walter Levin, der Primarius des LaSalle-Quartetts, schreibt, „sehr unangenehm“ werden. Wer waren Ligetis zum Teil höchst prominente InterpretInnen, wie war sein Verhältnis zu ihnen?

Ligetis Aufführungsästhetik. Ligeti legte einen solchen Wert darauf, die Proben seiner Werke zu begleiten und den Interpret*innen seine Konzeption und Auffassung zu vermitteln, dass man denken könnte, er habe eine ganz spezifische Aufführungsästhetik vertreten. Wie sah diese aus, nicht zuletzt im Hinblick auf das stets prekäre Verhältnis von Textgenauigkeit und Expressivität?

Interpretationsgeschichte der Werke Ligetis. Zahlreiche Werke Ligetis werden bis heute viel gespielt und aufgenommen, sowohl von Interpret*innen aus dem Umfeld der neuen Musik als auch von solchen, die sonst eher das klassisch-romantische Repertoire pflegen. Was lässt sich über die umfangreiche, inzwischen auf viele Jahrzehnte zurückblickende Interpretationsgeschichte der Werke Ligetis sagen?

Ein Workshop mit namhaften Ligeti-Interpreten, die nicht nur mehrere seiner Werke gespielt und aufgenommen, sondern sie auch mit dem Komponisten geprobt bzw. einstudiert haben, gibt die Gelegenheit, sowohl Vorstellungen über die Interpretation der Werke gleichsam aus erster und zweiter Hand zu erfahren als auch zu beobachten, wie heutige junge Interpret*innen darauf reagieren.

Hinsichtlich des Raumes soll es um folgende Aspekte gehen: In welchen Werken und auf welche Weise hat Ligeti reale räumliche Anordnungen kompositorisch genutzt bzw. warum ist er an diesem von seinen Zeitgenossen vielfach genutzten Gestaltungsmittel weitgehend achtlos vorbeigegangen? Welche Rolle spielen imaginäre Klang- bzw. Tonräume, räumlich assoziierte formale Gestaltungen („gekerbter Raum“) sowie historische und geografische Räume für die Deutung und Analyse der Werke Ligetis? Bei aller Fokussierung auf die performative Seite von Raum und Interpretation soll die internationale Forschungscommunity auch zu Neuansätzen zu diesen Aspekten als kompositorischen Kategorien angeregt werden, ebenso wie zu Überlegungen zur gegenseitigen Durchdringung der kompositorischen und aufführungsbezogenen Kategorien.

Weitere Informationen:
simpk.de

Termine

14. – 15. Februar 2023
Musikinstrumenten-Museum Berlin, Curt-Sachs-Saal